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Pressemitteilung

Anwerben von ausländischen Pflegenden kann nicht Rettung vor dem Pflegekollaps sein

Maßnahme kann allenfalls ein Mosaikstein sein

Die Forderung von Gesundheitsminister Spahn und Trägern von Einrichtungen aus dem Gesundheitswesen ausländischen Pflegenden und Ärzten eine schnellere Anerkennung ihres Berufsabschlusses zuteil werden zu lassen, damit sie dem Markt schneller zur Verfügung stehen, erteilt die ÖDP eine Absage. Allenfalls kann das Anwerben von Pflegefachleuten aus dem Ausland ein Mosaikstein zur Beseitigung des Pflegenotstandes sein, aber keinesfalls die große Lösung, so ÖDP-Gesundheitsexperte Roling, selbst Krankenpfleger und als Lehrer für Pflegeberufe in der Aus-, Fort- und Weiterbildung tätig.

Der Erkenntnis, dass der Beruf der Pflegenden attraktiver gestaltet werden muss, kann Roling absolut zustimmen, aber es stellt sich die Frage nach dem Weg. Gilt auch die Einführung einer bundesweit tariflich geltenden Entlohnung, vor allem im Altenhilfebereich als unabdingbar und jetzt auch umgesetzt, so fehlen Roling weitergehende Reformideen. Es braucht viel mehr als eine angemessene Bezahlung. Noch viel wichtiger sind den Pflegenden gesellschaftliche Anerkennung für ihre Leistungen und angemessene Zeit für die zu Pflegenden, also bessere Arbeitsbedingungen. Außerdem braucht es eine geplante Freizeit ohne ständiges Einspringen, geregelte Arbeitszeiten ohne ständige, häufig unbezahlte Überstunden, Kompensation bei Krankheitsausfällen, alternative Dienstplangestaltung, ggf. einen durchdachteren Einsatz von Pflegehilfskräften und diverse, andere praktische Maßnahmen. Unser Pflegesystem stellt sich eher so dar, dass deutsche Pflegende ins europäische Ausland abwandern. Die Eingliederung von ausländischen Pflegenden aus dem Ausland wird daher so nicht gelingen.

Die schnellere Anerkennung von Berufsabschlüssen von ausländischen Pflegenden sieht Roling äußerst kritisch. Die Kollegen und Kolleginnen, die in Deutschland in der Pflege arbeiten wollen und sollen, kommen ja nicht aus der Schweiz , Großbritannien oder den Niederlanden, sondern aus Osteuropa, und werden mittlerweile sogar aus dem asiatischen oder südamerikanischen Raum angeworben. „Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden“, so Roling, aber „in diesen Ländern haben wir häufig ein völlig anderes Pflege- und Rollenverständnis, eine zum Teil völlig andere Kultur und massive sprachliche Probleme; ähnlich wie im ärztlichen Dienst.“ Die Prüfung der Anerkennung und vor allem die sprachliche Qualifikation muss daher eher konsequenter und strenger ausgelegt werden. Dies gilt nicht nur dem Wohle der Klienten sondern auch der ausländischen Kollegen und Kolleginnen, die in ein System kommen, dass massiv fordernd ist.

Die ÖDP fordert daher weiterhin die Einführung einer verbindlichen Personalbemessungs-grenze (Einhaltung/Orientierung Fachkräftequote an Fachdisziplin/Pflegegrad) in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und eine Mindestbesetzungsregel , Förderung von Fort- und Weiterbildung, ein Verbot von nicht in pflegeassoziierte Leistungen, reinvestierte Gewinne für private Träger und börsennotierte Unternehmen .“ Es darf“,so Roling „keine Gewinnmaximierung auf Kosten von Pflegegebedürftigkeit geben.“

Neben der jetzt geschaffenen, gesicherten Finanzierung der Ausbildung brauchen wir eine gesicherte Finanzierung der Praxisanleiterausbildung und finanzierte Freistellung in der Praxis sowie eine maximale Anrechnung einer Auszubildendenstelle von 15% auf eine Vollzeitstelle (Auszubildende sind in erster Linie Lernende).

Dies kann sicher nur ein erster Schritt sein, um Pflegende wieder in den Beruf zurückzuholen, junge Menschen für die Pflege zu begeistern und frustrierte Kollegen und Kolleginnen im Beruf zu halten und damit auch menschenwürdige Pflege in Krankheit und Alter zu sichern.

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